Franzobel
Was die Männer so treiben, wenn die Frauen im Badezimmer sind Roman
Belle-Buch

Der Messias der Vögel, der sich aus dem Sumpf seiner Vergangenheit zieht. (DR) Eine Irrsinnsodyssee mit ungewissem Ausgang, so ließe sich vielleicht der Romaninhalt auf das Äußerste verkürzt zusammenfassen. Nicht nur inhaltlich überbordet er, auch - in gewohnt Franzobelscher Art - sprachlich: Er kalauert, was die Sprache bereithält, löst eine Wortflut, ja eine Wortinflation aus, verdreht, zerteilt und genießt die Wörter und präsentiert eine Unzahl sprechender und skurriler Namen. Was hat Hildy, eigentlich Hildebrand Kilgus, aus dem österreichischen Ort mit dem sprechenden Namen Sumpfing stammend und als Kind mehrfach vom Vater und von anderen Männern missbraucht, nicht schon alles beruflich versucht: männliche Hebamme, Bordellhauswart, Hospizhelfer, Totengräber. Dabei hat er stets seiner Leidenschaft gefrönt, nämlich der Stöhnforschung. Von ihr erhofft er vergeblich Zugang zu seinen verschütteten Gefühlen. Verheiratet ist er, auch Vater und eine Geliebte hat er zudem noch für seine Stöhnstudien. Da wird er im Auftrag seiner Firma nach Rom gesandt, die Koffer werden vertauscht und er muss fortan in Pilotenuniform auftreten. In Rom geht er wieder seiner Leidenschaft nach, aber dann, sei´s Wahn, Drogenrausch oder Ergebnis irregeleiteter Drüsen, versteht er plötzlich die Sprache der Vögel, die ihn nach Prüfungsaufgaben, bei denen er schlussendlich die Freskenfiguren von der Sixtinischen Kapelle von der Decke befreit, als ihren Messias und Befreier anerkennen. Danach erwartet ihn aber noch eine Art Folter-Exorzismus, dem er jedoch entkommen kann. All dies und noch viel, ja sehr viel mehr erzählt Hildy seiner Mutter auf zwei Tonkassetten, die der Autor vorgeblich gefunden hat. Der Text weist etliche Längen und unnötige Wiederholungen auf. Hinter der Schicht von Klamauk, überbordender Phantasie und Fabulierkunst verbergen sich auch ernste Themen wie Kindesmissbrauch oder Kirchenkritik. - Für Franzobel-Fans, LeserInnen sprachlich ausufernder und stellenweise obszöner Texte und Interessierte an österreichischer Gegenwartsliteratur.


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Personen: Franzobel

Schlagwörter: Heiterer Roman,Satire

DR.L Fra

Franzobel:
Was die Männer so treiben, wenn die Frauen im Badezimmer sind : Roman / Franzobel. - Wien : Zsolnay, 2012. - 507 S.
ISBN 978-3-552-05562-9 Eur 25,60

Zugangsnummer: 0032008001
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